
Sensible Medien: Eine Mediengeschichte der Empfindlichkeit 1750–2020
In meinem Dissertationsprojekt „Sensible Medien. Eine Mediengeschichte der Empfindlichkeit 1750–2020“ untersuche ich die medienhistorische Rolle von empfindlicher Materie. An der historischen Verwendung tierlicher Köprer und ihrer spezifischen Empfindlichkeiten in wissenschaftlichen Experimenten zeige ich, wie ab Mitte des 18. Jahrhunderts sensible Medien entstehen und zunehmend in der Wissensproduktion zum Einsatz kommen: Sensible Medien zeichnen sich durch eine spezifische Reaktionsfähigkeit gegenüber bestimmten Wirkungen aus und prägen seit dem 19. Jahrhundert auf entscheidende Weise den Gang der experimentellen Wissenschaften. Vom Einsatz in der Elektrizitätslehre, über luftphysiologische Experimente in der Kohlemiene, bis zur pharmazeutischen Prüfung von Arzneimitteln finden sich Operationalisierungen von sensiblen Medien bis in die Gegenwart. Auch heute, in Zeiten sensorbasierter vernetzter Medientechnologien, wie dem Smartphone etwa, spielen sensible Medien eine wesentliche Rolle. Hier, wo die technische Empfindlichkeit unserer Geräte und ihrer Sensoren wesentlich wird für ihr Funktionieren, entsteht ein komplexes techno-affektives Mediengefüge, das sich die Responsivitäten von Nutzer:innen und Umgebungen zunutze macht. Die Analyse der historischen Verwicklung von Medien und Empfindlichkeit zielt auf ein umfassenderes
Verständnis unserer medientechnischen Gegenwart und ihres Gewordenseins.
Kurzbiographie
Anja Breljak hat Philosophie und Volkswirtschaftslehre in Berlin, Paris und Sarajevo studiert. Danach war sie als wissenschaftliche Hilfskraft an der Open-Topic-Professur für Rechts- und Verfassungstheorie an der TU Dresden tätig, und hat sich während eines Teilzeitstudiums in der Informatik umgeschaut. Sie arbeitet zwischen den Disziplinen, organisiert und moderiert Veranstaltungen im Feld der politischen Ökonomie, performativen Philosophie und digitalen Gesellschaft. Ihre Forschungsinteressen umfassen Körper- und Mediengeschichte, Affekt- und Machttheorien, Poststrukturalismus und performative Kunst&Kritik.